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Das Cirit Spiel

Das Cirit Spiel

"Cirit", auch "Çavgan" genannt, ist ein Spiel, das die Türken seit Jahrhunderten spielen. Die Türken brachten dieses Pferdespiel von Mittelasien nach Anatolien. Das Pferd ist für die Türken heilig und unverzichtbar. Sie kamen auf dem Pferd auf die Welt, wuchsen auf dem Pferd auf, führten ihre Kriege auf dem Pferd und starben auf dem Pferd. Die Stutenmilch war ein gängiges Getränk der Türken.

Das Ciritspiel war das größte Zeremonien- und Sportspiel der Asien-Türken. Im 16. Jahrhundert wurde es zu einem Kriegsspiel der osmanischen Türken. Das Ciritspiel war im 19. Jahrhundert ein weit verbreitetes Schau- und Sportspiel im ganzen Osmanischen Reich und in den Palästen. Da Cirit gleichzeitig ein sehr gefährliches Spiel ist wurde es im Jahre 1826 von Sultan Mahmut II. verboten. Nach seiner Herrschaft wurde das Spiel erneut im Osmanischen Reich als Kriegsspiel verbreitet.

Das Ciritspiel, das vor 40-50 Jahren in fast allen Ecken Anatoliens gespielt wurde, existierte in den letzten Jahren nur noch in Balıkesir, Söğüt, Konya, Kars, Erzurum und Bayburt. Es wird seit 20-25 Jahren in Konya und Balıkesir überhaupt nicht mehr gespielt.

Trotzdem wird dieses Spiel in fast allen Ecken Anatoliens während Hochzeiten und Festen von Dorfjungen oder Einwohnern von Provinzstädten gespielt. In großen Städten hat Cirit seit vielen Jahren keinen Platz mehr. Das Ciritspiel ist von den Dörfern in Sinop bis Gaziantep, von Bursa bis Antalya sowie im Osten, Westen, Süden und Norden Anatoliens ein Helden- und Kriegsspiel neben dem Ringkampf. Um das Interesse des Volkes zu erwecken, wird auf dem Cirit Platz traditionelle Musik mit Trommeln und Oboen gespielt. Auch im Iran, Afghanistan und Turkistan sowie anderen von Türken bewohnten Ländern in Asien ist das Ciritspiel weit verbreitet.

Cirit wird jedes Jahr anläßlich der Ertuğrul Gazi Zeremonien am zweiten Septembersonntag in Söğüt sowie in Erzurum, Kars und Bayburt anläßlich verschiedener Feierlichkeiten gespielt.

Im September 1972 wurde durch Vorstoß des Konya Tourismusvereins in Konya ein Ciritfestival veranstaltet. An diesem Festival nahmen Ciritmannschaften aus Erzurum und Bayburt teil . Das Festival war sehr erfolgreich. In Konya werden Vorbereitungen getroffen, um das Ciritspiel traditionell wiederzubeleben.

Das Ciritspiel besteht aus zwei Mannschaften. Diese Mannschaften reihen sich in

Sechser-, Achter- oder Zwölfergruppen an die beiden Enden eines 70 bis 120 meter breiten Platzes auf. Die Ciritspieler, die traditionell gekleidet sind, steigen auf ihr Pferd. In ihrer rechten Hand halten sie das Speer, das als erstes geworfen wird. In die andere Hand nehmen sie weitere Speere. Ein Reiter von einer Mannschaft tritt vor und nähert sich 30-40 m der gegenüberstehenden Mannschaft. Er ruft den Namen eines Spielers der anderen Mannschaft und ladet ihn damit zur Platzmitte ein. Er wirft das Speer diesem Spieler zu, kehrt zurück und spornt sein Pferd in Richtung seiner Mannschaft. Der ausgewählte Spieler der anderen Mannschaft verfolgt den zurückkehrenden Spieler und wirft ihm sein Speer zu, der wird von einem anderen Spieler seiner Mannschaft begrüßt und versucht sofort wieder zurückzukehren. Diesmal wird er verfolgt und mit dem Speer beworfen.

Das Spiel geht so weiter. Spieler, die mit ihrem Speer den Gegner getroffen haben, bekommen ein Punkt für ihre Mannschaft. Falls ein Spieler mit seinem Speer nicht seinen Gegner, sondern sein Pferd trifft, wird ein Punkt abgezogen.

Der Ciritspieler versucht sich mit verschiedenen Bewegungen vor seinem Gegner zu schützen. Er versteckt sich hinter die rechten oder linken Seiten seines Pferdes oder hängt sich bis zum Bauch seines Pferdes herunter. Diese Spiel bedarf einer sehr großen Reiterkunst und überdurschnittlichen Bewegunsfähigkeit. Einige Ciritspieler treffen ihren Gegner 3-4 Mal bis dieser seine Mannschaft erreicht und sammeln mehrere Punkte auf einmal. Die Augen oder Ohren der Spieler werden manchmal vom Speer getroffen. Es ist also auch kein ungefährliches Spiel. Einige haben dabei sogar schon den Tod gefunden. Wenn so ein Unfall vorkommt gibt es keinen Ankläger vonseiten der Familie des Geschädigten. Väter sind stolz auf ihre verlorenen Söhne.

Um tödliche Verletzungen während des Spieles zu verhindern, werden die Speere aus Pappelholz hergestellt. Früher wurden die Speere aus Dattelpalmen- oder Eichenholz gemacht. Sie sind 70-100 cm lang und haben einen Durchmesser von 2-3 cm. Den Spitzen der Speere werden zylindrische Formen gegeben. Die Oberfläche wird geglättet. Dies ist eine Maßnahme, um tödliche Verletzungen zu verhindern.

Die Zuschauer feuern die Ciritspieler und die Pferde mit verschiedenen Sprüchen an.

Falls zwischen den Ciritspieler miteinander befeindete Kämpfer sind, wird darauf geachtet, dass sie in der gleichen Mannschaft spielen. Die Jugendlichen stimmen dieser Durchführung der älteren Dorfbewohner zu. Auch die älteren Menschen halten sich immer an diese Tradition. Ein Rat aus früheren Ciritspielern gibt das Ergebnis bekannt.

Nach dem Ciritspiel werden die erfolgreichen Spieler von den Organisatoren mit Preisen ausgezeichnet. Anschließend findet ein Festessen statt.

Das Ciritspiel wurde durch Alpaslan in Anatolien bekannt. Später wurde es auch in europäischen und arabischen Ländern gespielt. Im 17. Jahrhundert war das Ciritspiel auch in Frankreich, Deutschland und in anderen Ländern verbreitet.

Das vom Konya Tourismusverein im September 1972 veranstaltete Festival der Cirit Spiele machte wieder auf diesen nationalen Kampfsport aufmerksam. Das landesweite Interesse und die Wiederbelebung diesbezüglicher Spiele wird ein zusätzlicher Gewinn sein.

DIE BEIM CIRITSPIEL VORKOMMENDEN BEGRIFFE

Stock (DeÄŸnek); auch DiÄŸnek, Deynek: Namen des Ciritspieles in verschiedenen Gebieten.

Cirit Lied(Cirit Havası ): Mit Trommel und Oboe während des Ciritspieles gespielte Musik.

Pferdespiel (At Oyunu): Name des Ciritspieles in Tunceli und MuÅŸ.

Pferde zum Tanzen bringende Musik (At Oynatma Havası): Melodien und Rhythmen, die in Tunceli und Muş vor dem Ciritspiel vorgespielt werden, um die Pferde zum Tanzen zu bringen.

Paßgang (Rahvan): Gangart von Pferden, bei der beide Beine einer Körperseite gleichzeitig nach vorn gesetzt werden.

Paßgänger (Rahvan At): Pferd, das sich fortbewegt, ohne seinen Reiter zu schütteln.

in Trab fallen (Tırısa Kalkmak): Gangart, wobei das Pferd sich schnell und rüttelnd fortbewegt.

Galopp (Dörtnal): Schnellste Gangart des Pferdes.

Angriffsgalopp (Hücum Dörtnal): Das Pferd wird in einer schnelleren Gangart als der Galopp zum Ziel geführt.

Schritt (Adeta): Das Schrittempo des Pferdes.

Langsam  (Aheste): Das Pferd geht ganz langsam und legt dabei sein Gewicht auf seine Hinterbeine.

Pferdekopf (At Başı): Zwei Pferde, die nebeneinander stehen.

Kunstreiter (At Cambazı): Reiter, der beim Ciritspiel seine Fähigkeiten vorführt.

Reitkünste vorführen (At Oynatmak): Seine Reitkünste beim Ciritspiel vorführen.

Reiter (Sipahi), auch Sipah, Ispahi: Gruppe von Soldaten mit Pferden während der Zeit der Janitscharen. In verschiedenen Regionen werden gute Reiter sowie verschiedene Reitkünste, vorführende talentierte Reiter sipahi genannt.

Seymen sein (Seymen Olmak): Anlässlich einer Hochzeit werden lokale Trachten von Ankara angezogen.

Osmane(Osmanlı ): Reiter.

Entfernung(Menzil ): Die auf dem Pferd in einer Reihe Stehenden werden menzil genannt.

Platz (Alan): Name des Ciritplatzes, wo Cirit gespielt wird.

Märtyrer (Şehit): Der Spieler, der vom Wurfspeer getroffen wird und stirbt.

Anfänger (Acemi) : Der Spieler, der mit dem Wurfspeer das Pferd berührt.

Orig. auf den Seiten des Kulturministeriums, modifiziert von T. Öztürk