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Hamam

Die Hamamtradition

Das Hamam- der Tempel für Körper und Seele

Wasser ist nicht nur zum Waschen da - im Hamam wird nicht nur der Körper sauber, auch die Seele und der geist erfahren eine gewisse Klarheit...

Eine unbeschreibliche schöne Erfahrung, die man unbedingt am eigenen Lieb erfahren muss, um sie zu verstehen, ist ein Tag in einem Hamam. Im türkischen Bad benötigt man keine Badekleidun. Der Besucher laesst sich in der Umkleidekabine mit dem -pestemal-, einem Badetuch umhüllen, das aus Baumwolle oder Seide gewebt ist. Nur mit dem Pestemal um die Hüften geht man in den -sicaklik-, den (Warm)-Baderaum. Hier öffnet sich die Tür zur Entspannung mit Wasser, Dampf und Seife. Alltagssorgen, Stress und Hektik haben keine Chance sich durch den Dampf hier hinzuschleichen. Bei endlos fliessenden warmen Wasser an der -Kurna-, einem kleinen Marmorbecken, taucht man in ein Meer der seelischen und körperlichen Entspannung ein. Staendig wird der Körper mit einem -Tas-, einer kupfernen Schale, mit Wasser begossen, so dass man zu schwitzen beginnt. Wenn die Haut ganz weich und aufgequollen ist, legt man sich auf den -Göbektasi-, den Nabelstein, der sich Mitte des Bades befindet und eine grosse warme Marmorflaeche ist. Hier reibt der -Tellak-, Bediensteter, mit einer -Kese-, einem harten, grobgewebten Tuch den ganzen Körper ab, so dass die Haut regelrecht abgerubbelt und gut durchblutet wird. Danach kommt eine Seifenwaschung mit einer harten Massage und man fühlt sich wie neu geboren.

Das Hamam hat in der türkischen Kultur einen ganz besonderen Platz. Selbst in der türkischen Sprache gibt es Sprichwörter wie -Hamama giren terler- (Wer in ein Hamam geht, schwitzt) oder -Kadinlar hamamina dönmek- (wie ein Frauenhamam, für sehr lauten Klatsch) oder auch -Hamam gibi-, was soviel heisst, dass es so heiss ist wie in einem Hamam. Früher war ein Hamambesuch zu jeder Jahreszeit, besonders für die Frau, ein ganz besonderes Ereignis. Es war eine Gelegenheit dem Alltag zu entfliehen, man unterhielt sich und hatte viel Spass. Schon in den frühen Morgenstunden des Tages fing der Hamambesuch an, nachdem man sich mit Bekannten und Nachbarn verabredet hatte. Erst bei Sonnenuntergang kam man wieder nach Hause. Essen wurde natürlich mitgebracht. Speziell einige Tage zuvor vorbereitete -Zeytinyagli Dolma- eine in Weinblaetter gewickelte Reisfülung, die in Olivenöl gekocht wird, -Tursu-, eingelegtes Gemüse und -Börek-, Geback aus dünnen Teigschichten, wurden gegessen und dazu wurde -Serbet- , selbstgemachter Fruchtsaft, getrunken. Das Schönste an einem Hamambesuch war natürlich immer der Klatsch.

Oft haben Hamams zwei getrennte Trakte, den Frauentrakt mit dem Eingang zu einer Seitenstrasse, und den Maennertrakt mit dem Eingang zur Hauptstrasse. Manche Hamams werden auch von Maennern und Frauen abwechselnd benutzt. Farbige Tücher am Eingang kennzeichnen, ob Maenner-oder Frauentag im Hamam ist.

Auch das -Hamambohcasi-, das Bündel, in dem die Sachen zum Hamam mitgenommen wurden, gehört zur Hamamtradition. Folgende Sachen hatten darin ihren Platz: saubere Waesche, Pestemal, Kamm, Seife, Schmuckkasten, Handtücher, Tas, Henna, Rastýk (Augenbrauenschminke), Sürme (Augenliderschminke), Rosenduft und Nalin (Badeschuhe), das sind hohe Sandalen, oft aus Holz, die den Traeger vor Bodennaesse schützen.

Das Hamam hat auch bei einigen wichtigen Traditionen eine zentrale Bedeutung: Es wurde z.B. das Gelin Hamami (Brautbad) veranstaltet, wo auch alle Bekannten des Brautpaares eingeladen waren. Es wurde gesungen und gefeiert. Die Braut wurde gewaschen und dreimal um den Göbektasi herumgeführt. In das Marmorbecken wurden Diamanten, Gold,  Geld und Schwarzkümmel geworfen.  Mit diesem Wasser wurde die Braut dreimal begossen und um sie herum Kleingeld gestreut. Man glaubte, dass diese Zeremonie Glück bringt. Die anderen jungen Maedchen sammelten das Kleingeld auf, damit es ihnen auch für ihre eigene Zukunft Glück bringe.

Das Wochenbett-Hamam wurde am 40. Tag nach der Geburt in dem Basar-Hamam veranstaltet. Die Zeremonie war aehnlich der des Brautbades. Das Baby wurde mit frischem Entenei bestrichen und der Mutter ein ganz breiter Gürtel um den Bauch gebunden, der die Rückbildung der Gebaermutter fördern sollte.

Noch heute gibt es eine Sitte in Anatolien: wenn ein Gelübde oder ein Versprechen, das mit einem wichtigen Wunch verbunden ist, sich erfüllt, wird eine Feier im Hamam arrangiert und von der Person bezahlt, deren Gelübde erfüllt worden ist. In der türkischen Gastfreundschaft kennt man auch die Sitte, den Gast ins Hamam einzuladen.

Nach dem die Türken Istanbul im Jahre 1453 erobert hatten, bauten sie viele Hamams. Im 17. Jahrhundert gab es in Istanbul 168 zentrale Hamams. Heute zaehlen das Galatasaray Hamami, das im Jahre 1741 erbaute Cagaloglu Hamami und das Cemberlitas Hamami zu den bekanntesten. Das Cemberlitas Hamami wurde im Jahre 1584 von der Stiftung der Nur-u Banu Sultan, der Mutter Sultan Murat III. und Gattin des Sultan Selim II. erbaut. Das Cemberlitas-Bad ist 365 Tage im Jahr geöffnet, und zwar von den frühen orgenstunden bis Mitternacht (6:00-24:00) und hat einen Maenner-und einen Frauentraktç Das Bad, das nach Plaenen des legendaeren türkischen Architekten Sinan erbaut wurde, ist eines der bedeutendsten Beispiele osmanischer Architektur des 16. Jahrhunderts.

Nach dem Hamambesuchwerden Sie sich in der Badewannezu Hause niemals so rein und sauber fühlen wie Sie es im Hamam erlebt haben.

Orig. auf den Seiten des Aysen.net, modifiziert von T. Öztürk